Die gesamte Webdokumentation können Sie hier ansehen und die Pressemitteilung finden Sie hier als PDF.
„Wir wollen nicht mehr warten. Niemand von uns, die wir diesen Anschlag überlebt haben.“ (Esperança Bunga, Überlebende und Hinterbliebene)
„Mord verjährt nicht. Die Bundesanwaltschaft muss endlich die Ermittlungen gegen vier Neonazis übernehmen“, fordern Opferberatungsstellen.
Kiel/Berlin, den 23.10.2024
Wann und wo: Sonntag, den 27. Oktober 2024 von 15:30 – 17Uhr im MARKK, Rothenbaumchaussee 64, 20148 Hamburg beim fluctoplasma-Festival.
Zehn Menschen – sieben Kinder und drei Erwachsene – starben in der Nacht zum 18. Januar 1996 bei einem Brandanschlag auf Geflüchtete in Lübeck. 38 Bewohner:innen des Hauses – Asylsuchende und Geflüchtete – überlebten teilweise schwer verletzt. Die Täter sind bis heute straffrei. „Wir wollen nicht mehr warten. Niemand von uns, die wir diesen Anschlag überlebt haben“, sagtEsperança Bunga, die den Brandanschlag als dreijähriges Kleinkind überlebte. Ihre Mutter, Monique Maiamba Bunga (27) und ihre ältere Schwester Nsuzana Bunga (7) starben, als sie in Todesangst aus dem dritten Stock des brennenden Hauses sprangen.
Esperança Bunga und weitere Überlebende und Angehörige sowie die Hamburger Rechtsanwältin Gabriele Heinecke und Engagierte vom Lübecker Flüchtlingsforum und der Initiative Hafenstraße ‘96 sprechen in der Webdokumentation gegenuns.de und bei der Premiere am 27. Oktober 2024 über ihren seit fast drei Jahrzehnte andauernden Kampf um Aufklärung und gegen Straflosigkeit.
Denn vieles deutet darauf hin, dass einer der folgenschwersten rassistischen Brandanschläge der 1990er Jahre von vier Neonazis aus Mecklenburg-Vorpommern verübt wurde. Doch die Staatsanwaltschaft Lübeck verfolgte die Spuren nicht konsequent und beschuldigte stattdessen einen der Überlebenden als vermeintlichen Täter. Nach dessen rechtskräftigen Freispruch am 2. November 1999 stellte die Staatsanwaltschaft Lübeck auch das Ermittlungsverfahren gegen die vier Neonazis ein – obwohl einer der Neonazis sich mehrfach gegenüber Dritten, einem JVA-Abteilungsleiter und Journalisten – zur Tat bekannt hatte.
„Es ist höchste Zeit, dass die Bundesanwaltschaft das Ermittlungsverfahren in diesem Fall eines der tödlichsten Brandanschläge gegen Geflüchtete in den 1990er Jahren übernimmt und die Straflosigkeit endlich beendet wird“, betonen der Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt sowie zebra e.V. – der Trägerverein der Beratungsstelle für Betroffene rechter Angriffe in Schleswig-Holstein anlässlich des 25. Jahrestags der Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegen die vier Neonazis aus Mecklenburg-Vorpommern.
„Mord verjährt nicht“, betont Rechtsanwalt Björn Elberling, Vorstandsvorsitzender von zebra e.V. „Seit dem erfolgreichen Prozess mehr als dreißig Jahre nach einem tödlichen Neonazi-Brandanschlag in Saarlouis 1991 wissen wir: Wenn Zeug:innen, Mitwisser:innen und Ermittlungsbehörden ihre Gleichgültigkeit ablegen, ist auch nach drei Jahrzehnten eine konsequente Strafverfolgung möglich.“
Die Episode „Der tödliche Brandanschlag auf Geflüchtete in Lübeck 1996“ wird am 27.10.2024 um 15.30 Uhr im Rahmen des Fluctoplasma-Festivals in Hamburg vorgestellt. Dazu laden wir Sie herzlich ein. Tickets sind auf der Seite des Festivals erhältlich. Die Veranstaltung kann auch hier im Livestream verfolgt werden.
Auf Wunsch übersenden wir Pressevertreter:innen vorab einen Link zur Webdokumentation: Bitte senden Sie uns hierfür eine Mail an: info@verband-brg.de.
Über die Webdokumentation gegenuns.de
Im Mittelpunkt der Webdokumentation „Gegen uns.“, die im Jahr 2021 mit dem Grimme Online Award in der Kategorie Information ausgezeichnet wurde, stehen die Lebensgeschichten von Menschen, die aus rassistischen, antisemitischen und anderen rechten Motiven angegriffen wurden. In inzwischen acht Episoden werden in Wort, Bild und Video eindrücklich die Perspektiven der Betroffenen geschildert und die Taten eingeordnet. Sie machen sowohl die Auswirkungen deutlich, die die Gewalt auf ihr Leben hatte, als auch die gesellschaftlichen Folgen von Rassismus, Antisemitismus und rechter Gewalt.
„Die Webdokumentation „Gegen uns.“ holt auf eindrucksvolle Weise die Lebensgeschichten von Opfern von Rassismus und rechtsextremistischer Gewalt aus der statistischen Anonymität. Nicht nur um die Tat an sich geht es bei den tiefgehenden und deshalb herausragenden Recherchen; auch der gesellschaftliche Kontext und die Langzeitwirkungen für Betroffene und ihr Umfeld werden mit multimedialen Mitteln von allen Seiten beleuchtet.
Im Zentrum der Geschichten stehen berührende Videos mit starken Interviews, in denen sich Betroffene und Augenzeugen an die Taten, aber auch an die Folgen erinnern. Die einzelnen Taten sowie ihre Vor- und Nachgeschichten verbinden sich so beim Anschauen der einzelnen Episoden immer mehr zu dem, was sie sind: ein Angriff auf das Gemeinwesen. „Gegen uns.“ trifft mitten ins Herz.“ (aus der Begründung der Grimme Award Jury).
Gegenuns.de ist ein Kooperationsprojekt des Verbands der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt und der RAA Sachsen e.V. mit der Regisseurin Julia Oelkers. Die Episode „Der tödliche Brandanschlag auf Geflüchtete in Lübeck 1996“ entstand in Kooperation mit zebra e.V. – dem Zentrum für Betroffene rechter Gewalt in Schleswig-Holstein.